18 Und ich sage dir: Du bist Petrus D.h. ein Stein oder Fels (4,18)., und im Anschluß an diesen Stein Oder: "Zu diesem (ersten) Stein andere Steine fügend." Die hier gebrauchte griechische Präposition epi mit Dativ bezeichnet u.a. auch den Anlehnungspunkt: an den Felsstein Petrus sollen sich andere Steine anschließen, aus denen Jesus das geistliche Haus seiner Kirche baut. Diese Bausteine der Kirche sind lebendige Menschen. Menschen, die das von Petrus in V.16 abgelegte Bekenntnis auch zu dem ihren machen müssen. Petrus ist der erste Baustein des geistlichen Hauses der Kirche, weil er dieses Bekenntnis zuerst klar und bestimmt ausgesprochen hat. Aber wenn auch dem Petrus durch Gottes Gnade (V.17) diese Auszeichnung zuteil geworden ist, so sind doch außer ihm alle anderen Apostel (und mit den Aposteln die Propheten) Grundsteine des geistlichen Hauses der Kirche, während Christus selbst der Eckstein dieses Grundes ist (Eph. 2,20f.; Offb. 21,14; vgl. auch 1. Kor. 12,28). will ich das Haus meiner Kirche bauen Kirche heißt griechisch ekklesia, ein Wort, das im Neuen Testament 115mal vorkommt (nicht in den Evangelien des Mark., Luk. und Joh.; 1. und 2. Joh., 2. Tim., Tit., Jud.). Ekklesia kommt her von ekkletos aufgerufen, aufgeboten. Daher bedeutet ekklesia bei den Griechen die Volksversammlung, die zu gemeinsamer Beratung einberufen wurde und die aus einer "Auswahl" des ganzen Volkes bestand. Ekklesia entspricht dem hebräischen kahal im Alten Testament, das außer der allgemeinen Bedeutung "Versammlung" noch die besondere Bedeutung der gottesdienstlichen Gemeinde und Gemeinschaft Israels hat. Ähnlich dem hebräischen Ausdruck Kehal Jahweh ("die Gemeinde Jahwes") redet Paulus von der ekklesia Gottes, die als von Gott einberufene Versammlung zugleich seine, des Vaters, Familie ist, deren Glieder ohne Unterschied des Volkes, Standes und Geschlechts "in Christus" alle gleichberechtigte Brüder sind. In Matth. 16,18 spricht Jesus von seiner ekklesia, wie ja auch von seinem Königreich die Rede ist., und des Totenreiches Tore sollen sie nicht bezwingen Im Gegensatz zu dem Hause des Lebensfürsten (der Kirche) steht ein Haus des Todes und seines Herrn und Fürsten (Hebr. 2,14). Die Tore sind ein Bild der Macht und Stärke. Die Macht des Totenreiches, das den Bau der Kirche Jesu zerstören möchte, soll durch die Auferstehung und die Verwandlung derer, die Christus angehören, in seiner ganzen Ohnmacht offenbar werden (1. Thess. 4,15-18; 1. Kor. 15,21-57)..

19 Ich will dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben: Was du auf Erden binden wirst, das soll im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das soll im Himmel gelöst sein Das Königreich der Himmel ist jetzt hier auf Erden die Kirche. Zu diesem Haus, das Jesus nach V.18 bauen will, soll Petrus die Schlüssel haben. Das Tragen der Schlüssel ist das Zeichen des Hausverwalters (Jes. 22,22; Offb. 3,7). Petrus soll also die Aufsicht über Jesu Haus haben. Kraft dieses Auftrags darf er nun binden und lösen. Wie unter anderen J. Wellhausen und Th. Zahn bemerken, heißt "binden und lösen" nach dem aramäischen Sprachgebrauch soviel wie "für erlaubt und für verboten erklären". Diese Ausdrücke wurden auch gebraucht von der Tätigkeit der jüdischen Schriftgelehrten, sofern sie dem Volke gesetzliche Weisungen und Vorschriften erteilten. Petrus hat als Verwalter des Hauses Jesu zugleich die Aufgabe, die Kirche zu leiten und ihr im Namen und im Sinne seines Meisters Gebote und Verordnungen zu geben, die im Himmel gültig sind. Doch nicht Petrus allein, sondern alle Apostel haben dieselbe Vollmacht empfangen (Matth. 18,18). Ja Paulus nennt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitarbeiter "Verwalter und Haushalter Gottes" (1. Kor. 4,1; Tit. 1,7), eine Bezeichnung, die 1. Petr. 4,10 sogar allen Christen beigelegt wird. Petrus selbst sagt ferner ausdrücklich, daß nicht nur er, sondern auch die anderen Apostel den Gläubigen das Gebot des Herrn und Heilandes mitgeteilt haben (2. Petr. 3,2; vlg. auch 1. Thess. 4,2; 2. Thess. 3,4.6; 1. Kor. 11,17.34b; Apg. 2,42a). So verstanden ist demnach Binden und Lösen umfassender als "Sünden vergeben und Sünden behalten" in Joh. 20,23; es umfaßt das ganze Gebiet apostolischer Leitung und Lehre.."