9 Ihr sollt nun also beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Dein Name werde geheiligt!

10 Dein Königreich komme! Dein Wille geschehe, wie im Himmel Von den Engeln., also auch auf Erden Von den Menschen. - Der Anfang des jüdischen Gebets Kaddisch lautet: "Verherrlicht und geheiligt werde sein großer Name in der Welt, die er nach seinem Willen geschaffen hat, und er lasse sein Königtum herrschen."!

11 Unser Brot für morgen Das hier gebrauchte Wort epiusios kommt außer Luk. 11,3 nicht weiter vor. Seine Bedeutung ist ganz unsicher. Manche übersetzen es mit "hinreichend", "notwendig". Die Vulgata hat supersubstantialis (überirdisch, himmlisch) mit Beziehung auf das Abendmahl. Nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Hieronymus hat nun aber in dem aramäischen, d.h. also in der Sprache Jesu und er Apostel Israels geschriebenen Hebräerevangelium die vierte Bitte gelautet: "Unser Brot für morgen gib uns heute." Dieser Wortlaut, der sich übrigens auch in der Liturgie der koptischen Jakobiten findet (vgl. F.E. Brightman: Liturgies Eastern and Western, 1916. p. 182), ist deshalb vorzuziehen, weil die Judenchristen Palästinas die ursprünglichen Ausdrücke Jesu im Vaterunser treu bewahrt haben werden. Die Bedeutung "auf den folgenden Tag, von einem Tage zum anderen reichend", hat das griechische epiusios auch nach dem Handwörterbuch von Passow. - Heute um das Brot für morgen zu bitten, ist übrigens nicht im Widerspruch mit Matth. 6,34; denn zwischen dem gläubigen Beten und dem ungläubigen Sorgen, wovon 6,34 redet, ist doch ein großer Unterschied, und in der 4. Bitte wird Gott gerade bei dem Wortlaut: "Unser Brot für morgen gib uns heute" ausdrücklich gebeten, seinen Kindern die Sorge für den folgenden Tag ganz abzunehmen. gib uns heute!

12 Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern Noch ehe die Kinder Gottes ihren himmlischen Vater darum bitten, er möge ihnen Vergebung schenken, haben sie ihrerseits schon denen vergeben, die sich gegen sie versündigt hatten; nur weil sie selbst schon vergeben haben, können sie es überhaupt wagen, Gott um Vergebung zu bitten..

13 Und führe uns nicht in Versuchung Laß uns nicht in solche Lebenslagen geraten, die uns in besonderem Maße zur Sünde reizen könnten!! Sondern bewahre uns vor dem Bösen Bewahre uns davor, der Macht des Bösen, d.h. des Teufels, anheimzufallen. Die Schlußworte: "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen" fehlen in den ältesten und besten Handschriften.!