25 Den hat Gott öffentlich zur Schau gestellt als Gnadenstuhl durch seinen blutigen Tod, den er im Glauben erduldet hat Wie komme ich zu dieser Übersetzung? Die Stelle lautet im Griechischen: [hon proetheto ho theos hilasteerion dia tees pisteoos en too autou haimati]. Luther übersetzt: "welchen (gemeint ist Christus Jesus) Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut". Das ist nun zwar wörtlich übersetzt, aber ist es auch verständlich? Zunächst ist zu beachten, daß die Worte "durch den Glauben" in wichtigen Handschriften des Neuen Testaments fehlen. Dann braucht aber der Ausdruck "in seinem Blut" auch nicht von den Worten "durch den Glauben" abzuhängen, so daß hier der Glaube an Christi Blut gemeint wäre. Dieser Ausdruck kommt auch bei Paulus sonst gar nicht vor. Die Worte "in seinem Blut" werden vielmehr am einfachsten verbunden mit "Gott hat Christus Jesus vorgestellt zu einem Gnadenstuhl". Christus wird hier ein Gnadenstuhl genannt, weil er der Träger und Spender der göttlichen Gnade ist. Die Bedeutung Gnadenstuhl hat das hier gebrauchte griechische Wort [hilasteerion] in der einzigen Stelle, wo es sonst noch im Neuen Testament vorkommt (Hebr. 9,5), und fast überall in LXX. Der Gnadenstuhl, d.h. der goldene Deckel der Bundeslade im Allerheiligsten der Stiftshütte, war für Israel ein Sinnbild der Gegenwart des gnädigen, bundestreuen Gottes (2. Mos. 25,22; 4. Mos. 7,89). Aber der Gnadenstuhl war dem Auge des Volkes verborgen. Nur der Hohepriester, und auch er nur einmal im Jahr am großen Versöhnungstag, durfte das Allerheiligste betreten. Christus dagegen ist als Spender der göttlichen Gnade aller Welt zugänglich. Denn Gott hat ihn als Gnadenstuhl oder Gnadenspender "vorgestellt", d.h. "zur Schau gestellt", aber "in seinem Blut", d.h. durch seinen blutigen Opfertod am Kreuz. Und was bedeuten nun die Worte "durch den Glauben" oder nach anderer Lesart "durch Glauben" [dia pisteoos]? Wenn sie nicht mit den Worten "in seinem Blut" verbunden werden, also sich nicht auf den heilsaneignenden Glauben der Christen beziehen, so können sie nur verstanden werden von dem Glauben Jesu Christi, der "durch den Glauben" das Versöhnungsopfer auf Golgatha vollbracht hat. So ergibt sich meine Übersetzung: "Den (Christus Jesus) hat Gott öffentlich zur Schau gestellt als Gnadenstuhl durch seinen blutigen Tod, den er im Glauben erduldet hat." Und hat Jesus nicht am Kreuz das höchste Maß des Glaubens bewiesen? Die Hauptsache im Glauben ist ja das feste, unerschütterliche kindliche Vertrauen auf Gott, den himmlischen Vater. Das hat Jesus stets in seinem Erdenwandel bewiesen (Hebr. 2,13), am herrlichsten aber am Kreuzesstamm. Da hat er im Glauben die Gottverlassenheit überwunden, seinen Geist in des Vaters Hände befohlen und das große Versöhnungswerk vollbracht.. Damit Nämlich: durch Jesu Kreuzestod, durch den die Sünden gesühnt wurden. wollte Gott zunächst seine (richterliche) Gerechtigkeit erweisen, weil er die vorher begangenen Sünden D.h. die Sünden der vorchristlichen Menschheit (vgl. Apg. 17,30). in seiner Langmut Und zwar im Blick auf Jesu Kreuzesopfer. ungestraft hat hingehen lassen.