1 Dem Sangmeister, nach (der Weise von:) "Lilien" Mit dem Wort "Lilien" begann wohl ein bekanntes Volkslied, nach dessen Weise der 45. Psalm gesungen werden sollte.. Von den Söhnen Korahs. Eine Betrachtung(?). Vgl. die Überschrift des 32. und 42. Psalms. Ein liebliches Lied.
2 Es wallet mein Herz von lieblicher Rede. / Ich spreche: "Einem Könige gilt mein Lied!" / Meine Zunge gleicht eines Schnellschreibers Griffel. In feierlichem Zuge begibt sich der königliche Bräutigam aus Davids Haus mit seiner Braut zu der Burg auf dem Zionsberg. Da tritt aus der Menge des Volkes der Sänger hervor und redet das Brautpaar mit seinem Lied an. Er entschuldigt sich gleichsam, daß er es wagt, dem fürstlichen Paar zu nahen. Aber sein Herz ist zu voll von all dem Herrlichen, dessen er Zeuge ist. Darum geht ihm auch der Mund über. Ja, schnell und unaufhaltsam, wie einem Geschwindigkeitsschreiber die Buchstaben in die Feder fließen, so entströmen seiner Zunge die Worte.
3 Du bist der Schönste der Menschensöhne, / Anmut wohnet auf deinen Lippen. Wörtlich: "Hingegossen ist Anmut auf deine Lippen." / Drum hat Elohim dich auf ewig gesegnet. Man sieht es dem König schon äußerlich an, daß er auf ewig ein von Gott Gesegneter ist.
4 Gürte dein Schwert um die Hüfte, du Held, / Dazu deinen Glanz und Schmuck! V.4-6 schildern den König als Krieger.
5 Ja, deinen Schmuck! Fahr siegreich einher Auf deinem königlichen Streitwagen. / Zum Schutze der Wahrheit und leidenden Unschuld: / So läßt deine Rechte dich Wunder schaun. So wirst du Wunder der Kraft, große, gewaltige Taten ausführen.
6 Deine Pfeile sind scharf - Völker fallen vor dir zu Boden -, / Sie Die Pfeile. dringen den Feinden des Königs ins Herz.
7 Dein Thron, Elohim Elohim ist Anrede an den König. So wird er als der irdische Stellvertreter Gottes genannt. Auch sonst führen die irdischen Obrigkeiten den Namen Elohim (2. Mos. 21,6; 22,8; Ps. 82,6). In V.7 und 8 wird der König als Herrscher geschildert., währt immer und ewig, / Dein Königszepter, es ist gerecht.
8 Du liebest das Recht und hassest den Frevel; / Drum hat Elohim, dein Gott, dich gesalbt / Mit Freudenöl Er hat dich mit dem Geist der Freude erfüllt. vor deinen Genossen. Mehr als andere Herrscher.
9 Myrrhe, Aloe und Kassia Drei wohlriechende Spezereien. Die Myrrhe ist ein kostbares Harz, das in Arabien aus einem der Akazie ähnlichen Baum träufelt; es wurde als Räucherwerk benutzt. Aloeholz ist ein wohlriechendes, wertvolles Holz. Die Kassia ist eine zimmetähnliche Rinde. sind alle deine Kleider Die Kleider des Königs scheinen aus diesen herrlichen Balsamdüften gleichsam gewebt zu sein.; / Aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel. Die Wände der Prunkgemächer in den Palästen wurden reich mit eingelegtem Elfenbein verziert (1. Kön. 22,39; Amos 3,15). Vor dem König stehend hört der Sänger gleichsam schon im Geiste, wie den König aus seinem eigenen Palast auf Zion und aus den Palästen seiner Großen Gesang und Saitenspiel grüßen.
10 In deinem Prachtzug sind Königstöchter. Gespielinnen der Braut, die sie aus der Heimat nach Jerusalem begleitet haben. / Die Gattin steht dir zur Rechten in Ofirgold. Das Gewand der Braut strotzt von dem feinsten Gold.
11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! V.11-16 redet der Sänger von der Braut des Königs. Der Sänger, jedenfalls ein alter Mann, dessen Stand dem Volk ehrwürdig war, redet die jugendliche Königsbraut mit "Tochter" an. / Vergiß dein Volk und dein Vaterhaus! Sie soll aus ihren früheren Verhältnissen ausscheiden (vgl. Rut 1,16) und ihrem königlichen Gatten gegenüber ehrfurchtsvolle Ergebenheit beweisen (V.12).
12 Und begehrt deiner Schönheit der König / - Er ist ja der Herr -, so huldige ihm!
13 Du Tochter aus Tyrus Kann so übersetzt werden, dann ist die Braut als eine Fürstentochter aus Tyrus anzusehen., die Reichsten im Volk Im Volk Israel, dessen König sie ehelicht. Hat die Königin ganz das Herz ihres Gatten gewonnen (V.12), so ist ihr auch die Liebe des Volkes sicher, das ihr seine Gaben willig zu Füßen legen wird (V.13). / Werden dir schmeicheln mit ihren Geschenken.
14 Ganz Pracht ist die Königstochter in ihrem Gemach V.14-16 preist der Sänger die Schönheit der Braut. In ihrem von der strahlenden Sonne beleuchteten Gewand ist sie "ganz Pracht". Fürstenkinder aus den Adelsgeschlechtern ihres Volkes, ihre früheren Gespielinnen, die sie nach Jerusalem begleitet haben, sind mit in dem Festzug. Unter jauchzenden Hochzeitsgesängen geleiten diese edlen Jungfrauen ihre Herrin in das Brautgemach des Königspalastes., / Mit Gold durchwirkt ist ihr Gewand.
15 In bunten Kleidern wird sie zum König geleitet. / Ihr folgen Jungfraun, die ihr befreundet - / Sie werden dir Dem König. zugebracht.
16 Man führt sie herbei mit Jubel und Jauchzen, / Sie ziehen ein in des Königs Palast.
17 An deiner Väter Statt werden deine Söhne treten In V.17 und 18 wendet sich der Sänger wieder an den König. Er sieht im Geiste eine Reihe von Söhnen der Ehe entsprießen, die zu den höchsten Ehrenstellen im Land kommen (V.17). Ja, noch in ferner Zukunft wird man des Königs Ruhm singen, und viele Völker werden für alle Zeiten in sein Lob einstimmen (V.18). / Auf welchen König aus Davids Haus sich der 45. Psalm zunächst bezieht, darüber wissen wir nichts. Zu beachten ist aber, daß in Hebr. 1,8-9 die Worte in V.7 und 8 unseres Psalms auf Christus, den Sohn Gottes, bezogen werden. Und in der Tat: Wie der gewaltige Sieger und Herrscher des 2. Psalms, so ist auch der König und Bräutigam des 45. Psalms in der ganzen Geschichte Israels nicht zu finden. Auf keinen König aus Davids Geschlecht passen diese Schilderungen. Auch bei den Juden ist schon seit alter Zeit der 45. Psalm messianisch gedeutet worden. Im Licht des Neuen Testaments sehen wir in diesem Psalm eine Weissagung auf die Zeit, wo der himmlische König und Bräutigam jene Hochzeit feiern wird, die Offb. 19,7 die Hochzeit des Lammes heißt. Diese Hochzeit ist nichts anderes als die Aufnahme der vollendeten Kirche in die Herrlichkeit Christi (Joh. 17,24).; / Die wirst du zu Fürsten setzen im ganzen Land.
18 Deines Namens will ich gedenken in jedem Geschlecht. / Drum werden dich Völker preisen immer und ewig.