1 Dem Sangmeister mit Saitenspielbegleitung, in der achten Tonart(?). Dieser Ausdruck, der sich auch noch in Ps. 12,1; 1. Chron. 15,20f. findet, ist dunkel. Vielleicht bedeutet er "in der tiefen Oktave", im Baßton. Dazu paßt auch der Inhalt von Ps. 6 und 12, die beide Klagelieder sind. / Ein Psalm Davids.
2 Jahwe, nicht in deinem Zorne strafe mich, / Und nicht in deinem Grimme züchtige mich!
3 Sei mir, o Jahwe, gnädig; denn ich bin verschmachtet! / Heile mich, o Jahwe, denn meine Glieder beben! Wörtlich: "meine Gebeine sind erschrocken".
4 Ja, meine Seele ist gar sehr erschrocken Seine Seele bebt noch viel mehr als sein Leib. Denn er seufzt unter Gottes Zorngericht wegen seiner Sünde.; / Du aber, Jahwe, - wie so lange!? Wie lange verziehst du noch mit deiner Hilfe und Vergebung?
5 Wende dich doch wieder zu mir, Jahwe, rette meine Seele, / Hilf mir um deiner Gnade willen!
6 Denn im Totenreich gedenket man dein nicht Das Totenreich erscheint hier wie auch anderwärts in den Psalmen (und ähnlich im Buch Hiob) als eine trübe Stätte. Dort kann man Gott nicht mehr preisen (Ps. 6,6; 30,10; 115,17); dort vergißt man der Wunder und Wohltaten Gottes (Ps. 88,11-13); aber auch dort ist Gott gegenwärtig (Ps. 139,8), und die Bewohner des Totenreiches erbeben vor ihm (Hiob 26,5-6). Vor dem Kommen des Todesüberwinders und seinem Erlösungswerk mußte der Zustand im Totenreich auch für die Frommen etwas Düsteres und Freudloses haben. Erst Christus hat des Todes Macht vernichtet und Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch seine Frohe Botschaft (2. Tim. 1,10). Er hat das Totenreich für alle, die im Glauben an ihn von dieser Erde scheiden, zu einem Paradies gemacht, d.h. zu einer Stätte, wo die Geister der Entschlafenen in Frieden, Ruhe und Seligkeit bis zum Tag der Auferstehung wohnen dürfen., / Wer könnte in der Unterwelt Hebr. Scheôl, das bekannte Wort für Totenreich im Alten Testament. Die Herkunft dieses den Israeliten eigentümlichen Wortes für "Totenreich" ist jedoch unbekannt. dich preisen?
7 Erschöpft bin ich von meinem Seufzen, / Ich schwemme jede Nacht mein Bett (mit Tränen), / Mit meinen Zähren netze ich mein Lager.
8 Verdunkelt ist vor Gram mein Auge, / Gealtert wegen aller meiner Dränger.
9 Hinweg von mir, ihr Übeltäter alle! / Denn Jahwe hat gehört mein lautes Weinen.
10 Hören wird Jahwe auf mein Flehn, / Jahwe wird mein Gebet annehmen.
11 Zuschanden werden und gar sehr erschrecken müssen alle meine Feinde, / Sie weichen vor Scham gar plötzlich. V.9-11. Mitten in seiner Klage öffnet sich das Herz des Psalmisten für Gottes Trost und Licht. Die Feinde spotten sein, als wäre er von Gott verlassen. Aber Gottes allmächtige Hand wirft die Widersacher zurück. Das Geschick, das sie dem Psalmisten bereiten wollten, trifft sie selbst. / Ist David der Verfasser des 6. Psalms, so müssen wir wohl seinen Ehebruch mit Batseba voraussetzen (2. Sam. 11). Diese schwere Sünde brachte David unter Gottes Zorngericht, das nun furchtbar auf ihm liegt. Dazu kommt dann noch die äußere Not durch Absaloms Empörung. Aber David weiß: wenn er sich unter Gottes züchtigende Hand bußfertig beugt, so wird er innerlich und äußerlich errettet werden. Seine Sünde wird ihm vergeben, und seine Feinde müssen zuschanden werden.